Mit rustikaler Inneneinrichtung bietet der Gasthof Polsterbräu – Wo einst die Brauer Brotzeit machten – in zwei Gastzimmern ca. 70 Personen Platz. Kurzum ein Aushängeschild für fränkische Gastlichkeit und ein lohnendes Ziel für Wanderer und Ausflügler.
In Muggendorf sind zwar zwölf Wirthshäuser; eine übermäßige Anzahl für einen Ort, der nur in allen aus 53 Häusern besteht und keine gangbare Straße hat, und gleichwohl hatte ich mehr als einmal Verdruß, wenn ich entkräftet von meinen Bergreisen zurückkam, von einem Wirthshaus in das andere gewiesen zu werden, ohne eine Erfrischung zu erhalten.
Diese Klage stammt von Johann Gottfried Köppel, Kalligraph, Zeichner, Kupferstecher und Regierungskanzleiinspektor zu Ansbach, er erwanderte 1794 das „Alte Gebürg“, jene reizvolle Gegend zwischen Bayreuth, Nürnberg und Bamberg, die wegen ihrer Naturschönheit, bizarren Felsformrationen und geheimnisvollen Höhlen die Dichter und Maler der Romantik magnetisch anzog. Köppels „Verdruß“ spricht zwar gegen die Gastfreundschaft der damaligen Wirte, dafür umso mehr für ihre Braukunst. Die von ihm ersehnte „Erfrischung“ nennt man prosaisch „Bier“ und die Begründung, warum man es ihm vorenthielt, spricht für sich selbst:
Sie brauen es nach ihrem Bedürfniß… und geben solches nur aus Gefälligkeit her, unterdessen sie den Rest selbst austrinken und fremde Gäste mit kahlen Entschuldigungen abweisen.
Die Zeiten haben sich gewandelt, mit ihnen die Mentalität der Wirte. Das „Alte Gebürg“ heißt heute Fränkische Schweiz, ihre Gastlichkeit ist sprichwörtlich und der Geiz mit dem Gerstensaft hatte spätestens 1858 ein Ende, als Michael Polster im benachbarten Nankendorf seinen ersten Sud einbraute. – Der Beginn der „Polsterbräu“.
Sein Bier wurde gerühmt, der „Wirts-Michl“ wurde bekannt, die „Polsterbräu“ wuchs und gedieh, mit ihr, von Generation zu Generation, die Brauerfamilie Polster: Michael und Margarete Polster (geb. Fuchs); Johann und Katharina Polster (geb. Wolf); Hans und Maria Polster (geb. Leikeim); Werner und Gisela Polster (geb. Zorn).
1927 entstand das stattliche Wohn- und Gasthaus der Polsters, das im harmonischen Ensemble mit der Kirche das Ortsbild von Nankendorf prägt. Bis 1951 in Eigenbewirtschaftung der Familie, dann unter den Pächtern Hans Wölfel und Paul Klaus war der Polstersche Brauereigasthof ein Anziehungspunkt für Einheimische, Wanderer und Urlauber. Viele Stammgäste aus Bayreuth, Bamberg, Erlangen und Nürnberg kamen zur zünftigen fränkischen Brotzeit.
Bedingt durch den Tod seines Schwagers Ludwig Zorn, übernahm Werner Polster 1971 die Direktion der Privatbrauerei Palmbräu in Eppingen. Eine Übersiedlung in den Kraichgau war im Jahre 1974 unumgänglich.
Nach behutsamer, liebvoller Renovierung ist das Polstersche Elternhaus wieder ein Schmuckstück im Ortskern von Nankendorf.
Den rustikalen Charme des traditionsreichen Gasthofs zu bewahren, war das Hauptanliegen von Bauherrn und Architekt. In der Schankstube, wo einst die Brauer Brotzeit machten, strahlt nun die alte, solide Holzvertäfelung -wie ehedem- jene gediegene Gemütlichkeit aus, die zum Verweilen einlädt. Für die Innenausstattung wurde gesucht, gestöbert, gesammelt, zusammengetragen: alte Polsterbräu-Fässer, Pferdegeschirr Brauerei- und Wirtshausschilder, alte Stiche mit Motiven der Fränkischen Schweiz, frühe handkolorierte Fotos… -Zeugnisse des Brauchtums, der Familien- und Brauereigeschichte. Eine kleine Besonderheit ist das Nebenzimmer. Mit Bildern vom „Baumannschen Haus“, dem „Steinsberg“, der „Ravensburg“, mit Ansichten der alten Fachwerkstadt Eppingen schlägt die „Kraich-Stube“ eine Brücke zum Hügelland zwischen Schwarzwald und Odenwald, zwischen Rhein und Neckar, der Heimat der Palmbräu-Biere.

Die Tradition der Polsterbräu wurde von 1991 bis 2015 unter den Wirtsleuten Thomas und Corinna Günzel leidenschaftlich und mit Hingabe weitergeführt. Der Brauerei-Gasthof wurde wieder zu dem, was er einmal war: das gesellige Zentrum des Ortes, ein gemütlicher Treffpunkt für Jung und Alt, ein lohnendes Ziel für Wanderer und Ausflügler, eine Visitenkarte fränkischer Gastlichkeit. Das Credo der beiden erfahrenen Gastronomen galt der Pflege der stets brauereifrischen Bierspezialitäten und der regional-typischen Küche: deftig, kräftig, frisch, schnörkellos und ehrlich. Herzhafte Suppen und Eintöpfe fehlten auf der Karte ebenso wenig wie zünftige Brotzeiten oder Forellen aus der quellklaren Wiesent, direkt vor der Haustür.
Von 2016 bis 2017 wurde das Polsterbräu von Fam. Klaus fortgeführt. Nach einem erneuten bevorstehenden Kauf erwarb schließlich im Frühjahr 2018 die Stadt Waischenfeld das Gebäude mit Grundfläche.
Seit Dezember 2019 hat die Gaststätte Polster Bräu mit neuen Wirtsleuten wieder geöffnet.
Seit Herbst 2024 finden Sie weitere Informationen unter Langadorf’s – Restaurant • Bar • Biergarten (langadorfs.de)