Im fünften Teil der Reihe “Sagen und Legen” geht es darum welcher Spuk sich früher in der Eiergasse und Richtung Aalkorb, auftat. Der Text stammt aus dem Buch “Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz”, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner.
Zuvor bedanke ich mich ausdrücklich für die freundliche Genehmigung bei Verlag und Autor für die Veröffentlichung.
Viele Sagen wurden erlauscht und nacherzählt, viele andere Legenden zusammengesucht aus der weit verstreuten und kaum verfügbaren Literatur, die teilweise bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht.
Die Eiergasse ist eine Zweiggasse. Zwischen ihr und der Straße nach Plankenfels läuft die Wiesent. Sie soll eine Grenzgasse gewesen sein. In einer stockdunklen Nacht wurde der Geistliche zu einem Versehgang nach Plankenstein geholt. Vor ihm ging der Messner mit der Sturmlaterne und dem Handglöcklein. Als sie zur Eiergasse einbogen, um den Umweg abzukürzen, sprengte plötzlich ein seltsamer Reiter daher, dessen Panzer in fahlem Leuchten gleißte. Erschrocken blieben die zwei Männer stehen, weil sie Angst hatten, von dem Pferd überritten zu werden. Da machte der Ritter kehrt, und sein Ross tänzelte vor den beiden her. Als der Wind plötzlich die Laterne ausblies, leuchtete die Rüstung des Reiters heller als der Mond. Das ging so bis zur Schatzlache, und dann war der unheimliche Begleiter weg.
Tiefe Finsternis umgab die Männer, keinen Schritt konnten sie weitegehen. Der Mesner plagte sich mit dem Licht ab, doch immer wieder ging es aus. Was tun? Eng war der Weg, rechts fiel er direkt zur Wiesent ab, links war der steile Felsenberg. Und der Sterbende wartete auf seine letzte Tröstung. Verzweifelt bimmelte der Mesner mit seinem Glöcklein, ob doch nicht drüben auf der Straße ein nächtlicher Heimkehrer helfen könnte. Da kläffte vom Appenberg her in höllischem Geheul ein Hund, vom Felsen rief schauerlich ein Käuzchen und aus der Schatzlache kam ein Klagen.
In der größten Not erschien plötzlich wieder der Reiter, sein Ross dampfte und keuchte, und von dem Hals des Ritters rieselte Blut auf den Glanz der Rüstung. Doch dessen ungeachtet zeigte der den beiden den Weg in hellem Leuchten bis zur Schwarzen Hütte in Plankenstein.
Als der Priester den Sterbenden versehen hatte und beide wieder heimgingen, besprachen sie den Spuk. Ruhig brannte nun die Laterne. Bei der Schatzlache rührte sich nichts. Bloß als sie auf die Dorfstraße bei der Brücke kamen, standen Ross und Reiter wieder vor ihnen. Eine dumpfe Stimme sagte: “Heute wurde ich Herr über meinem höllischem Peiniger, nur in Gegenwart des höchsten Herrn ward mir der Sieg”. Von nun ab war auch der Spuk um die Schatzlache und den Appenberg verschwunden.
Eine andere Sage erzählt, dass gerade dieser Eiergassreiter einmal eine fremde Raub- und Kriegshorde in die Flucht gejagt habe, als diese heimlich das Dorf überfallen wollte.
Auszug aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner
Hä hä…ein nächtlicher Ritter mit blutverschmierter Rüstung…vielleicht ein Vertreter des alten fränkischen Rittergeschlechts der Lochner von Nankendorf, einer Seitenlinie der heutigen Barone Lochner von Hüttenbach, der seine „Schäflein“ versorgt wissen wollte: von etwa 1399 bis zur Zeit des 30jährigen Krieges (1618 – 1648) sind die Lochner von Nankendorf nachzuweisen – allerdings scheint die Linie verarmt zu sein und im Bauerntum aufgegangen: 1555 hielt Konrad Lochner noch einen Hof als sein „freies Eigen“…
insgesamt teilten sich die Lochner „auf dem Gebirg“ in 10 Linien auf zwischen 1300 und 1500 – und wie schon gesagt – eine einzige Linie überlebte bis heute als Adelsgeschlecht der Freiherrn Lochner von Hüttenbach (bei Simmelsdorf im Nürnberger Land seit 1528).