Vor 20 Jahren, am 30. Mai 1999 wurde die Kapelle „Maria Verkündigung“ am ehemaligen Maigebetgarten mitten in Löhlitz, Ortsteil der Stadt Waischenfeld, mit feierlichem Gottesdienst von Domkapitular Prälat Hans Wich eingeweiht. Die Bürger von Löhlitz können sicher mit Stolz auf dieses Jubiläum und auf eine über 25-jährige ereignisreiche Entstehungsgeschichte zurückblicken.
Zunächst möchten wir uns recht herzlich bei Lothar Zitzmann für die Bereitstellung der Unterlagen des Kapellenbauvereins Löhlitz e.V. bedanken. Vielen Dank Lothar.
In der Bürgerversammlung in Löhlitz am 03. Dezember 1993 kam das Thema Kapellenbau erstmals offiziell zur Sprache, da Löhlitz als einziger Waischenfelder Ortsteil dieser Größenordnung (damalige Einwohnerzahl 240) keine Ortskapelle besitzen würde. Hans Hartmann hatte dazu in der Bürgerversammlung alle interessierten Bürger zum Gasthaus Graf eingeladen. Mit anwesend waren der damalige Pfarrer Schrauder der Pfarrei Nankendorf, der damalige Waischenfelder Bürgermeister Schweßinger und Stadtrat Gick. Mehrheitlich wurde beschlossen, dass der Kapellenbau in der Ortsmitte am Maigebetgarten neben dem Feuerwehrgerätehaus erfolgen sollte. Dazu sollte mit den damaligen Besitzern der angrenzenden Grundstücke, Ludwig Düngfelder und Heinrich Jungkunz verhandelt werden.
Bürgermeister Schweßinger schlug vor, eine Mustersatzung für Kapellenbauvereine zu beschaffen und im Januar 1994 eine Versammlung zur Gründung eines Kapellenbauvereins abzuhalten. Ebenfalls wurden Hans Hartmann, Ludwig Wolf, Günther Graf, Michael Graf und Karlheinz Gick bis zur Gründung des Vereins zu Vorbeauftragen bestimmt. Pfarrer Schrauder übernahm damals den Kontakt zum Erzbistum Bamberg.
Am 28. Januar 1994 fand die Gründungsversammlung des Kapellenbauvereins im Gasthaus Graf in Löhlitz statt, dabei traten gleich 22 Personen dem Verein bei. Vorsitzender des Kapellenbauvereins Löhlitz soll immer automatisch der für die Pfarrei Nankendorf zuständige Pfarrer sein. Die übrigen Mitglieder des Vorstands sollen von der Mitgliederversammlung auf die Dauer von 6 Jahren zu wählen. Zum ersten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Hans Hartmann, zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde nach einer Stichwahl Konrad Bauernschmitt, zum Schatzmeister Erich Wolf, zum Schriftführer Eugen Zitzmann und als Beisitzer wurden Josef Hartmann, Ludwig Wolf, Erhard Gick, Günther Graf und Bernhard Knörl gewählt. Der jährliche Mitgliedsbeitrag wurde auf 6,14 € (12 DM) festgelegt.
Anmerkung: Alle DM Beträge wurden zur Vereinfachung in Euro angegeben
Als erster stellvertretender Vorsitzender übernahm Hans Hartmann die Versammlung. Zuerst wurde über die Möglichkeit des Standortes diskutiert. Schnell wurde klar, dass nur der favorisierte Maigebetgarten in der Ortsmitte in Frage kommt. Mit den Besitzern der angrenzenden Grundstücke, Düngfelder und Jungkunz musste nun verhandelt werden, und ob man bei den zuständigen Behörden mit einer Baugenehmigung rechnen konnte. Die Kapelle sollte circa für eine Größe von 50 – 60 Sitzplätzen ausgelegt werden. Weitere Einzelheiten sollten bei späteren Sitzungen ausführlicher besprochen werden. Damit endete die erste Sitzung des neu gegründeten Kapellenbauvereins Löhlitz e.V..
Bereits im Frühjahr 1995 zählte der Verein 51 Mitglieder, die Eintragung im Vereinsregister wurde vollzogen und das Erzbistum Bamberg gab seine Zustimmung zum Bau der Kapelle. Die Verhandlungen mit den Besitzern der angrenzenden Grundstücke verliefen durchaus positiv. Bei der Stadt Waischenfeld wurde der Antrag zur Übernahme des Grundstücks am Dorfkreuz gestellt. Auch wurde angefragt, ob das erforderliche Bauholz aus den Forstflächen der Stadt Waischenfeld entnommen werden konnte.
Bei einer Vorort Begehung mit Herrn Rottmann als Diözesanarchitekt des Erzbistum Bamberg wurde über Standort, Größe, Planung und Kosten diskutiert. Man kam zum Ergebnis, dass das Gebäude mit einer Breite von 6,5 m, einer Länge von 10,5 m und einer Dachneigung von 52 Grad sich gut in das Ortsbild einfügen würde. Entwurf und Planung sollte der Sohn des 2. Vorsitzenden, Bernhard Bauernschmitt erstellen. Die voraussichtlichen Kosten wurden auf 92.000 – 102.000 € geschätzt.
Ende 1995 wurde der Bauplan vom Landratsamt Bayreuth genehmigt, damit konnten die konkreten Planungen für den Rohbau, der ca. 15.300,00 € kosten soll, beginnen. Damit verbunden war der Spendenaufruf an alle Bürgerinnen und Bürger von Löhlitz, Nankendorf, Wohnsgehaig und Neusig das Kapellenbauprojekt zu unterstützen.
Doch wenn man nach den Erzählungen der Löhlitzer Dorfbewohner geht, soll es schon einmal eine Kapelle in Löhlitz gegeben haben:
Die „Holomannskapelle“ (oder auch Holomannskirche) ist heutzutage nur noch der Name einer Stelle im Löhlitzer Wald (Höhe 507), etwa 1,5 Kilometer östlich des Ortes. Die alten Leute erzählten, sie hätten noch in den zwanziger Jahren an der Holomannskirche zubehauene Steine herumliegen sehen. Um die Holomannskirche rankt sich ein reicher Sagenkranz.
Der Sagenkreis um Löhlitz – Gesammelt von Gunda Rauh, Eingeleitet und bearbeitet von Wilhelm Müller (Website von Marga Neubauer und Reinhard Löwisch)
Im Frühjahr 1996 zählte der Verein 92 Mitglieder. Das Erzbistum Bamberg hatte eine Zuwendung von 20.400 € zugesagt. Die enorm hohe Spendenbereitschaft der Bevölkerung mit ca. 6.500 € machten einen sofortigen Baubeginn möglich. Material- und Nebenkosten mit Planung beliefen sich zum damaligen Zeitpunkt auf 3.570 €, dabei wurden bereits 400 Arbeitsstunden in Eigenleistung absolviert. Um die finanzielle Situation zu verbessern, hatte der Kapellenbauverein einen Antrag zur Bezuschussung von 5 % der Bausumme (102.000 €) bei der Stadt Waischenfeld gestellt.
Nun konnten schließlich die ersten Bauarbeiten mit Erdaushub, Errichtung der Bodenplatte und die Maurerarbeiten, ausgeführt durch Hans Brendel und Michael Graf, beginnen. Die weiteren Rohbauarbeiten und Errichtung des Daches durch Zimmerei Günther Kaiser verliefen zügig. Schließlich konnte am 19. Juli 1996 der Grundstein gelegt und am 21. September 1996 Richtfest gefeiert werden.
Im Jahr 1997 verbesserte sich die finanzielle Lage, da Einnahmen durch Mitgliedsbeiträgen und Spenden von 32.500 € gewonnen werden konnte. Jedoch beliefen sich die Ausgaben des Bauvorhabens auf 28.100 €. Die Stadt Waischenfeld bezuschusste den Bau im Haushaltsjahr 1997 mit 5.100 €. Die Innenausbauarbeiten begannen im gleichen Jahr mit der Anbringung des Innenputzes.
Die Metallkonstruktion der Kapellenfenster fertigte Stefan Wolf nach Zeichnung des Bauleiters Bauernschmitt an. Die mit 1.530 € belaufenden Materialkosten der Fenster spendeten Ludwig Wolf mit seinem Sohn Stefan Wolf. Auch wurde die Einblechung des Kapellenturms und die Installation der Titanzinkverkleidung am Dachreiter abgeschlossen.
Ein Jahr später, 1998, erfolgte die Anbringung des Außenputzes und die Eingangstreppe wurde fertig gestellt. Der Innenausbau ging ebenfalls stetig weiter. Die kostenlose Verlegung der aus Juramarmor bestehenden Fußbodenplatten durch Frank Haas. Die Schreinerei Hofknecht aus Waischenfeld fertigte aus Eichenholz die Kirchenbänke und alle drei Eingangstüren, wobei die Haupteingangstüre als Spende angefertigt und eingebaut wurde. Der ebenfalls aus Eiche bestehende Altar wurde von Hans und Lothar Zitzmann kostenlos angefertigt. Für die Empore wurde Lärchenholz verwendet.
In der Niederschrift der Mitgliederversammlung vom März 1999 des Kapellenbauvereins wurde die Sitzung durch Pfarrer Hellebrandt eröffnet. Zum Totengedenken der verstorbenen Vereinsmitglieder wurde ein Gebet gesprochen. Der Landkreis Bayreuth bewilligte 4.090 € zur Beseitigung der Engstelle beim Anwesen Düngfelder und die Stadt Waischenfeld unterstützte das Bauvorhaben mit 5.100 €. Der Baukostenzuschuß wurde vom Erzbistum Bamberg aufgrund der gestiegenen Bausumme mit 122.700 € auf 24.500 € erhöht.
Damit war der Kapellenbau bis Juni 1998 im wesentlichen abgeschlossen. Durch die Vermittlung von Pfarrer Hellebrandt konnte in Südtirol eine 135 cm hohe Muttergottesstatue mit Jesuskind aus Kastanienholz zum Preis von 1.530 € erworben werden. Pfarrer Hellebrandt schlug aufgrund der Diskussion zur Namensgebung das Patrozinium „Maria Verkündigung“ vom 25. März vor. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Laut der Niederschrift der Vorstandssitzung des Kapellenbauvereins am 30. März 1999 wurde als Einweihungstermin der 30. Mai 1999 festgelegt. Detailliert wurden die Hand- und Spanndienste protokolliert:
Arbeitsstunden (gesamt 5490):
- Baufeld freimachen (108)
- Bauholz (348)
- Stützmauer (104)
- Fenster (560)
- Innenputzarbeiten (442)
- Elektroinstallation (200)
- Fußbodenverlegung (96)
- Handlangerarbeiten bei Glockeninstallation (32)
- Türen einsetzen und verputzen (32)
- Fensterbleche fertigen und setzen (26)
- Außenputzarbeiten (192)
- Ortgang verblechen (18)
- Gartenarbeiten (20)
- Belag für Eingangstreppe sowie Gebäudesockel setzen und verfugen (150)
Maschinenstunden (gesamt 56):
- LKW (30)
- Bagger (26)
Am 08. Mai 1999 wurden Glocke und Marienstatue feierlich in einer Vorabendmesse mit Chrisam von Pfarrer Hellebrandt gesegnet. Die von Kaspar Bezold gestiftete Glocke wurde auf den Heiligen Michael geweiht und im Glockenturm installiert.
Die Einweihung der Kapelle erfolgte wie geplant am 30. Mai 1999 mit einem festlichen Gottesdienst und anschließenden Feierlichkeiten am Dorfplatz mitten in Löhlitz.
In der Mitgliederversammlung im November 2000 zählt der Kapellenbauverein 87 Mitglieder und es wurde ein neuer Vorstand für weitere 6 Jahre gewählt. Die jährlichen Beitragseinnahmen von 520 € decken die Unterhaltungskosten mit Gebäudeversicherung von jährlich 204 €. Auch wurde weiterhin eine Buntverglasung der Kapellenfenster angestrebt, hierzu sollte eine Zuschussantrag beim Erzbistum Bamberg gestellt werden.
Hans Adelhardt stiftete eine weitere Holzstatue im Jahr 2012, die dem Heiligen Josef gewidmet ist. Die Statue wurde ebenfalls in Südtirol bestellt und kostete 8.000 €. Jakob Zitzmann fertigte kostenlos ein Opferlichtergestell. Der Kassenstand des Vereins hatte sich in den Jahren 2005 bis 2012 auf 4.000 € stabilisiert. Auch wurde im gleichen Jahr ein neuer Vorstand und Mesner gewählt. Viele Frauen aus Löhlitz sorgen unentgeltlich seit dem Bestehen der Kapelle für die Reinigung sowie Pflege der Innenräume und der Außenanlage. Unter anderem gestaltete Monika Zahn die Rosenkranz -und Maiandachten der Kapelle.
Im Jahr 2016 wurde von der neuen Schatzmeisterin des Kapellenbauvereins, Elisabeth Pleither angeregt, für den Mitgliederbeitrag ein Bankkonto mit Bankeinzug einzurichten. Da seit der Gründung des Kapellenbauvereins viele Vereinsmitlgieder verstorben sind, sollten nun neue Vereinsmitglieder gewonnen werden. Auch wurde vom neu gewählten Mesner Manfred Zahn angeregt, Messbücher, eine gelb-weiße Fahne für festliche Anlässe, eine Hostienschale und eine Altardecke für die Kapelle zu besorgen.
In der Mitgliederversammlung im Jahr 2017 wurde vorgeschlagen, am Vordach der Kapelle eine Dachrinne anzubringen, auch sollte die Haupteingangstüre renoviert werden. Die Außenfassade sollte ebenfalls einen neuen Anstrich bekommen.
Seit der Einweihung der Kapelle finden nun dort regelmäßig Gottesdienste und Andachten statt.
Ein sehr schöner, interessanter und informativer Artikel, Johannes. Klasse! 👍🏻😊
Vielen Dank Annemarie für dein Lob 🙂 Bin froh, dass er nun für die Öffentlichkeit online ist, denn hinter so einem Artikel stecken Wochen an Schreibarbeit.