Im letzten Teil der zehnteiligen Reihe „Sagen und Legen“ geht es um die Sage „Das Nonnenloch oder die Nonnenhöhle a)“. Der Text stammt aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner.
Zuvor bedanke ich mich ausdrücklich für die freundliche Genehmigung bei Verlag und Autor für die Veröffentlichung.
Viele Sagen wurden erlauscht und nacherzählt, viele andere Legenden zusammengesucht aus der weit verstreuten und kaum verfügbaren Literatur, die teilweise bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Sie können gerne Ihre Meinung als Kommentar hinterlassen, wir freuen uns darauf.
An der Südseite des Säusteins findet sich, am steilen Abhang fein versteckt, die Nonnenhöhle. Eine richtige Höhle kann man diese Felsnische nicht nennen. Man erzählt:
Während des Schwedenkrieges kamen oft räuberische Heeresteile durch das Dorf. Der Kirchberg reizte sie nimmer, denn die Kunde blutigen Abwehr war bekannt geworden, außerdem hatte man nach jedem Überfall die Wehrmauer noch mehr verstärkt; schließlich waren Wächter und Melder Tag und Nacht auf der Hut. Überdies hatte sich die Sache mit dem ausgeräumten Tabernakel und den leeren „Kältern“ (= Behältern), wie man damals die Schränke hieß, im Heer herumgesprochen. Folglich war ein Überfall reizlos und unrentabel.
Nun hatten die Raubkerle irgendwo ein Nonnenkloster gestürmt, dessen Insassinnen aber längst geflohen waren und überall verstreut und getarnt in den Dörfern wohnten, ihrer Rückkehr ins klösterliche Heim harrend. Drei dieser Klosterfrauen kamen auch in unsere Gegend. Tagsüber versteckten sie sich in Scheunen, wo sie für die Bäuerinnen spannen, strickten und Kleidung ausbesserten. In den Nächten wanderten sie aber weiter, um ihren Gastgebern keine Schwierigkeiten zu bereiten. Diese drei Nonnen stießen auf ihrer nächtlichen Wanderung von Waischenfeld her bei der Säusteinkurve plötzlich auf einige schwedische Reiter. Es muss eine stürmische Nacht gewesen sein, weshalb sie den Hufschlag nicht hörten.
In ihrer Todesangst flohen die Frauen sofort bergauf über Stein und Wurzelgeflecht, durch Dornenhecken und Wildrosenstauden. Die Reiter aber verfolgten sie zu Fuß. Die Frauen zitterten und keuchten vor Angst und Not. Da tat sich plötzlich eine Höhle mit weitem Eingang vor ihnen auf. Ein schlechtes Versteck – aber doch eines. Dicht aneinander gedrängt hockten sie sich darin nieder und flehten zu Gott: „Herr, Gott, du hast zwischen Israel und den Ägyptern eine bergende Feuerwolkenwand geschoben, zeig auch uns Armen deine Macht!“ Schon waren die Verfolger der Höhle ganz nahe, gingen aber fluchend am Eingang vorbei. Unverrichteter Sache mussten sie umkehren, ritten jedoch in ihrem Zorn nach Nankendorf zurück.
Am nächsten Tag ließen sie allen Einwohnern verkünden: „Wer die Nonnen aufnimmt oder ihnen Zerrung gibt, verliert Leben, Hab und Gut.“ Im Stampfersgarten, das ist die Wiese am südlichen Dorfeingang bei Mühl- und Pachterstadl, schlugen Sie ihre Lager auf. Täglich durchstöberten sie Gebäude, Berge und Wälder nach den Frauen, denn die Wilden vermuteten bei ihnen verschleppte Kostbarkeiten aus ihren Kloster. Erst nach achttätigen Aufenthalt zogen die Schweden ab, nicht ohne allerhand Untaten verübt zu haben. Von ihrem Lagerplatz bekam die Wiese den Namen „Stampfersgarten“, weil sie von den Pferden völlig zerstampft worden war.
Was aber war mit den Nonnen geschehen? Am Morgen nach ihrer nächtlichen Flucht sahen sie den Höhleneingang mit einem dichten „Hiffendorngesträuch“ vollkommen verwachsen und tausend Heckenröslein verströmten einen süßen Duft. Nachts schlichen sich die Frauen zum Kellerbauern und baten um Brot. Dann kehrten sie vorsichtig wieder in ihrem Schlupfwinkel zurück. Rasch sprach sich das im Dorf herum. Von nun an brachten nachts immer einige Männer Nahrung. Die größte Glückseligkeit aber wurde den Nonnen zuteil, als ihnen in der Nacht der Priester das Himmelsbrot brachte, dass sie ja schon monatelang entbehrt hatten. Seit dieser Zeit duften an den dortigen Heckenrosenbüschen auch die Blätter – es sind Muttergottesröslein.
Nach dem Abzug der Schweden verließen die Nonnen ihr Versteck. Ein Nankendorfer Bursche führte sie über die Berg und durch die Wälder nach Hollfeld, wo sie andere Mitschwestern trafen und längere Heimstatt fanden.
a) Der Volksmund erzählt, dass dort zwei Nonnen verhungert sein sollen, denn ihre Skelette, noch im Nonnen Habit, sind angeblich in der Höhle gefunden worden. Die dritte Nonne soll nach Gößweinstein entkommen sein. Die Nonnenhöhle ist eine Felsengrotte am linken Steilhang der Wiesent.
Auszug aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner
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